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Historische Kirchen in Dornum

Kirchen, Gruft und Seemansgräber

Wer durch Dornum fährt, kommt an den mittelalterlichen Kirchen nicht vorbei. Auf Warften gebaut, stehen sie  inmitten der kleinen Dörfer - und mittendrin im Leben. Jede unserer 8 mittelalterlichen Kirchen ist auf ihre Art bsonders - und doch haben sie alle etwas gemeinsam: Sie sind Ruhepunkte.

Gebaut wurden die rechteckigen Einraumkirchen mit ihren bis zu 1,50 m dicken Mauern Mitte bis Ende des 13. Jahrhunderts aus rotem, großformatigem Backstein im sogenannten Klosterformat. Von den Mönchen haben die Ostfriesen gelernt, wie sie aus Lehm wetterbeständige Ziegel herstellen konnten.

Alle Kirchen stehen auf Warften, 5 - 8 Meter hohen künstlich aufgeschütteten Erdhügeln. Gut vorstellbar, dass die Kirchen deshalb bei Sturmfluten der Bevölkerung als Zufluchtsorte dienten.

Durch die damaligen technischen Möglichkeiten konnte der aufgeschüttete Untergrund nur unzureichend verdichtet werden und eignete sich dahert häufig nicht als Fundament für das gesamte Kirchengebäude. Aus diesem Grund ging man dazu über, Kirchenschiff und Glockenturm in größerem Abstand voneinander getrennt zu errichten. Beim Absinken der einen Gebäudesektion konnte so eine Destabilisierung der anderen weitestgehend vermieden werden.

 

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Die Königliche: Bartholomäuskirche

ca. 1270/1280 in Dornum erbaut

In ihrem Inneren verbergen sich zwei kulturhistorische Besonderheiten. Machen wir uns also auf zur Königin unserer Kirchen. Bereits der Gang von Dornums historischem Marktplatz hin zur Kirche ist beeindruckend. Man geht durch  das breite Tor und betritt zunächst den Friedhof der von mächtigen uralten Rot- und Blutbuchen beschattet wird. Hier merkt man den enormen Höhenunterschied zum Umland. Er beträgt 8 m über NN. Wuchtig erhebt sich zur linken Seite der gegen Ende des 13. Jhd. entstandene Glockenturm. Aus schweren Klostersteinen errichtet und durch Granitsteine im Fundament gesichert,ragt das alte Mauerwerk fast 8 m empor. Das Innere der Kirche besticht durch seine prächtige Ausstattung mit zahlreichen Emporen, den Herrenstühlen der alten Häuptlingsfamilien von Closter und Kankena, mit kostbaren Grabsteinen und Epitaphen und der reich verzierten Kanzel. Für ostfriesische Verhältnisse eher ungewöhnlich ist die Farbgebung des Innenraums, die den barocken Gesamteindruck des Kirchenraums stark hervorhebt.

Die Orgel - ein Meisterwerk

Schaut man vom Chorraum zurück, erhebt sich auf einer eigenen Empore eine imposante, dekorative Orgel. Sie wurde 1710/11 von dem Orgelbauer Gerhard von Holy, einem Schüler Arp Schnitgers geschaffen. Mit vier Werken, 32 Registern und 1770 Pfeifen ist sie die zweitgrößte historische Orgel Ostfrieslands. Jedes Jahr spielen hier berühmte Organisten aus aller Welt während der Internationalen Sommerkonzerte „Nachtorgel bei Kerzenschein“.

Die Häuptlingsgruft ist der 2. kulturhistorische Schatz und liegt etwas versteckt unter der Bodentür vor dem Hochaltar. Es ist die Kirchengruft, in der zwischen 1595 und 1728 Angehörige der Herrschaftsfamilie von Closter bestattet wurden. Acht der zwölf Särge konnten rekonstruiert und restauriert werden.

 

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Die Archaische: Matthäuskirche

ca. 1260/70 in Resterhafe erbaut

Südlich von Dornum - im Ortsteil Schwittersum -  steht diese kleine Kirche auf einer 5 m hohen Warft. In ihrer kargen, schlicht gehaltenen Innenausstattung strahlt sie etwas Mythisches aus. Der von zwei Reihen einfacher Holzbänke flankierte Mittelgang führt auf den Chorraum. Eine Seltenheit  in Ostfriesland: Er besitzt eine holzgearbeitete Schranke den sogenannten Lettner, der ihn vom Kirchenschiff trennt.

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Für Seemänner: Petrikirche

ca. 1270/1300 in Westeraccum erbaut

Den  Westgiebel dieser Kirche schmücken bogenförmige weißgestrichenen Blendarkaden, die weit ins Land leuchten. Als die Deiche noch viel niedriger waren als heute, leuchtete sie bis ins Wattenmeer und diente den Seeleuten als Orientierung. Auf dem Friedhof rund um die Kirche stehen einige kunstvoll gestaltete Seemanns-Grabsteine aus dem 17. und 18. Jhd. Ein Schiffsmodell, dass in der Kirche hängt, erinnert ebenfalls an die seemännische Vergangenheit des Ortes.

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Schlichte Eleganz: Marienkirche

ca. Ende 12. Jhd. in Nesse erbaut

Die Kirche bildet mit dem alten Steinhaus, dem ehemaligen Küster- und Organistenhaus und dem freistehenden Glockenturm ein denkmalpflegerisches Ensemble, das in ganz Norddeutschland wohl einzigartig sein dürfte. Die Marien-Kirche ist eine der ältesten Kirchen an der Küste. Sie wurde auf einer Langwarft im Stil der Romanik errichtet. Als Baumaterial wurde Tuff verwendet.

Das älteste Stück der Kirchenausstattung ist auch das künstlerisch wertvollste: die reich geschmückte, rund ein Meter hohe Sandsteintaufe von 1250/70. Das Original befindet sich im Ostfriesischen Landesmuseum in Emden. In Nesse steht eine originalgetreue Nachbildung. Durch die "Tempelpoort" einem alten Torbau mit der Jahreszahl 1250 im Stützbalken, geht man über den sanft ansteigenden Friedhof am Glockenturm vorbei in das graue Gemäuer der Tuffsteinkirche.

 

 

Kirche in Roggenstede:

In dem kleinen Warftdorf Roggenstede wird schon um 1100 eine Holzkirche gebaut worden sein. Schon um 1000 n. Chr., vor dem Deichbau, haben hier Menschen gewohnt. Die heutige Kirche ist im 13. Jahrhundert entstanden. Nordöstlich steht freistehend der Glockenturm aus der gleichen Zeit. Ein Blick ins Innere der Kirche lohnt sich, sie beherbergt beachtliche Kunstwerke. Erwähnt sei nur der Flügelaltar, ein Geschenk der Dornumer Kirche im 14. Jahrhundert. Das Altarmittelteil und die Seitenflügel zeigen den Abendmahlskelch, der von Schriften (in niederdeutsch) ausgefüllt und umgeben ist.

Kirche in Westerbur:

Die evangelische Kirche in Westerbur ist als einschiffiger Backsteinbau errichtet worden. Im Westen steht ein niedriger Glockenstuhl. Die Kirche steht auf mittelalterlichen Grundmauern und ist mit altem Backsteinmaterial 1753 wieder aufgebaut worden. Im reich ausgestattetem Innern findet sich unter anderem der Torso eines Taufsteins aus dem 12. Jahrhundert. Ein achteckiger Sockel steht auf einem runden Fuß mit vier menschlichen Stützfiguren am Übergang, leider ist das Becken zerstört. Der angrenzende Friedhof beherbergt Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert.

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