Im Herbst und Winter ist Boßel-Hochsaison in Ostfriesland: Tausende Kugel werfende Menschen bevölkern die Straßen - bei Wind und Wetter. An den Straßen stehen Männer und Frauen, die winken und rufen: "Hier up an!" ("Hierher!"), dann rennt einer der Männer oder Frauen los, hüpft und wirft die Kugel. Beim Boßelwurf nimmt man Anlauf, bewegt den Wurfarm dabei nach hinten und schnellt diesen mit einer schnellen Bewegung wieder nach vorne, um die Boßelkugel dann mit hoher Geschwindigkeit loszulassen und auf die Straße zu setzen. Ziel ist es, möglichst weit zu werfen und die Kugel auch nach der Landung auf der Straße noch möglichst weit zum Rollen zu bringen. Da, wo sie zum Halten kommt, ist der Abwurfpunkt für den nächsten Wurf der Mannschaft. Oft rollt die Kugel allerdings in den Matsch der Gräben am Straßenrand und muss erst mühsam gefunden und herausgefischt werden, was dem Spiel noch einen weiteren Unterhaltungswert gibt.
Viele Ostfriesen lieben das Boßeln genauso wie andere den Fußball. In den Lokalzeitungen in Ostfriesland berichten zwei, drei Seiten über das Boßeln und eine Seite über die Fußballbundesliga. Eltern schicken ihre Kinder nicht zum Bolzen nach draußen, sondern zum Kugelwerfen auf die Nebenstraßen.
Beim Wettkampf treten zwei Mannschaften gegeneinander an, deren Werfer abwechselnd an der Reihe sind. Die Boßelkugel hat einen Durchmesser zwischen 8,5 und zwölf Zentimetern, ähnlich einer Kugelstoßkugel. Das Material kann sehr variieren, es kann aus Gummi, Kunststoff oder sogar aus Eisen sein. Im Winter finden die wichtigsten Teamwettkämpfe statt: Rund 30.000 Männer, Frauen und Kinder kämpfen in Landes-, Bezirks- und Kreisligen um den Sieg.